Im Namen unseres Herrn Jesus Christus beginnt das
Vorwort des heiligen Isidor zu diesem Buch
Isidor Mercator, Diener Christi,
grüßt den Leser, Mitdiener und Verwandten im Herrn
des Glaubens.
Von vielen Bischöfen sowie anderen
Dienern Gottes bin ich gezwungen worden, die Sentenzen der Caones zu
sammeln, in ein Buch zu bringen und so aus vielen eins zu machen. Was
mich dabei sehr verwirrt, ist, dass unterschiedliche
Übersetzungen zu verschiedenen Sätzen
führen, und, obwohl der Sinn einer ist, sind die
Formulierungen doch unterschiedlich, manche länger und manche
kürzer.
Diejenigen Konzilien die ursprünglich auf
Griechisch verfasst sind, haben wir in dreifacher oder vierfacher
Übersetzung gefunden. Wenn der wahre Sinn zu finden war, sind
wir dem Stil der Griechen gefolgt und haben deren Redensarten und Texte
nachgeahmt; wer das nicht richtig findet, der soll doch darlegen, wieso
er so viele verschiedene Texte wie Handschriften hat. Uns scheint es
jedenfalls richtig, die Einheit und Wahrheit bei denen zu suchen sind,
in deren Sprache die Texte entstanden sind. Das haben wir auch getan,
und wie wir es bei deren wahren Meistern gefunden haben, so haben wir
es dem Band eingefügt, dem dieses Vorwort vorangestellt ist.
Kanon ist griechisch, auf lateinisch nennt man es
Regel. Regel heißt es, weil es auf den rechten Weg
führt und nicht irgendwann woanders hin zerrt. Andere sagen,
es heiße Regel, weil es entweder regiert, oder weil es die
Norm des rechten Lebens bietet, oder weil es korrigiert was verzerrt
und schändlich ist.
Synode bedeutet übersetzt Gemeinschaft
oder Zusammenkunft. Konzil leitet seinen Namen aus der gemeinsamen
Absicht, weil sie die gesamte Absicht des Geistes in eine Richtung
lenken. "Cilia" sind nämlich die Augenbrauen. Daher ist ea
auch so, dass diejenigen die unterschiedlicher Ansicht sind, kein
Konzil abhalten, weil sie nicht gleicher Meinung sind. Eine
Zusammenkunft ist aber ein Konvent oder eine Versammlung, was sich vom
Zusammengehen herleitet, weswegen es auch Konvent genannt, weil dort
alle zusammenkommen, so wie Konvent, Zusammenkunft oder Konzil von der
Gesellschaft vieler in einem Ganzen herkommt.
An den Anfang dieses Buches haben wir gesetzt, wie
bei uns ein Konzil gefeiert wird, damit diejenigen, die unserer Ordnung
folgen wollen, wissen, wie sie dies zu tun haben. Wer aber eine bessere
Art weiß, dies zu tun, möge nach seinem rechten,
kanonischen und weisen Ratschluss handeln. Danach haben wir die
sogenannten Kanones der Apostel vorangestellt, obwohl manche sie
apokryph nennen, weil die meisten sie akzeptieren und die heiligen
Väter deren Sätze mit synodaler Autorität
unter die kanonischen Gesetze aufgenommen haben. Danach haben wir die
Dekrete einiger Papstbriefe eingefügt, also des Clemens, des
Anaklet, des Evaristus und der übrigen Päpste, so
weit wir solche bisher finden konnten, bis hin zu Papst Silvester. Dann
haben wir das Konzil von Nikäa aufgenommen wegen der
Autorität dieses großen Konzils.
Anschließend folgen der Reihe nach in diesem Band die Kapitel
verschiedener griechischer und lateinischer Konzilien, die teils
vorher, teils nachher stattgefunden haben unter Hinzufügung
der übrigen Dekrete der römischen Bischöfe
bis hin zum heiligen Gregor einschließlich. Diese Briefen
haben ja eine Autorität, die der der Konzilien nicht
unähnlich ist, so dass die Disziplin der kirchlichen Ordnung
zusammengestellt ist, die die heiligen Bischöfe nach Art der
väterlichen Regeln aufgestellt haben, um die gehorsamen Diener
der Kriche und das Volk mit geistlichen Beispielen zu erfüllen
und nicht durchdie Schändlichkeiten schlechter Menschen zu
täuschen. Viele habe nämlich durch Schandtaten und
Begier niedergedrückt Priester mit ihren Anklagen
unterdrückt.
Viele klagen nämlich deswegen andere an,
damit sie sich selbst entschuldigen und mit deren Gütern
bedacht werden. Die meisten guten Christen schweigen hingegen und
ertragen die Sünden anderer, die ihnen bekannt sind, weil es
ihnen häufig an Dokumenten fehlt, mit denen sie das, was sie
wissen, den kirchlichen Richtern beweisen könnten. Obwahl ja
manches war ist, dürfen es die Richter nicht glauben,
außer es wird durch sichere Anzeichen bewiesen, durch ein
offenes Urteil überführt und auf
justizförmigem Wege veröffentlicht.
Niemand nämlich, der seines Besitzes
beraubt oder durch Gewalt oder Schrecken von seinem Sitz vertrieben
ist, kann nach kanonischer Gesetzeslage angeklagt, vorgeladen,
gerichtet oder verurteilt werden, bevor er alles, was ihm weggenommen
wurden gesetzlich zurückerhalten hat, und er selbst lange in
Frieden seine Ehren und den eigenen Sitz wieder erhalten hat und in den
Genuss derselben gekommen ist.
Deshalb heißt es auch in der
Kirchengeschichte des Bischofs Eusebius von Caesarea von einer Frau,
die von ihrem Ehemann wegen Ehebruchs angeklagt war: "Durch Gesetz des
Kaisers ist festgesetzt, dass ihr zunächst gestattet wird,
längere Zeit frei ihre Familienangelegenheiten zu regeln und
dananch auf die Vorwürfe zu antworten." Dies schreiben auch
alle kirchlichen, öffentlichen und Volksgesetze vor. Wenn wir
alles, was damit übereinstimmt, hier aufführen
würde, wäre vorher der Tag zu Ende und dieser Brief
würde allzu lang.
Einiges davon glaubten wir aber doch auch zur
Erinnerung der übrigen Stellen hier einfügen zu
sollen. Es sagt nämlich der heilige Leo, Vorsteher der
römischen Kirche in seinem Brief and das Konzil von Chalkedon,
der so beginnt "Leo episcopus synodo Calcidonensi. Optaveram quidem,
dilectissimi" unter anderem folgendes: "Weil wir aber wissen, dass
durch schändliche Streitereien der Zustand vieler Kirchen
gestört ist, mehrere Brüder zu Unrecht von ihren
Bischofssitzen vertrieben und ins Exil deportiert und an
ihrer Stelle andere eingesetzt wurden, soll diesen Wunden
zunächst die Medizin der Gerechtigkeit zuteil werden. Niemand
soll sein Eigentum derart entbehren, dass ein anderer sich fremder
Dinge bedient. Diesen Irrtum mögen alle hinter sich lassen, so
dass niemand der eigenen Ehre verlustig geht, sondern die
früheren Bischöfen sind mit allen Privilegien in ihr
Recht wieder einzusetzen."
Das Gleiche haben auch die alten Päpste
vor dem Konzil von Nikäa festgesetzt. Das Gleiche spricht auch
die Synode von Lamsa zur Zeit des Kaisers Valentinian. Das Gleiche
bezeugen mehrere römische Synoden und die übrigen
heiligen Väter, der Statuten wir hier nicht einfügen,
um übermäßige Länge zu vermeiden.
Wenn aber jemand darüber mehr wissen und lesen will, kann er
es voll und ganz in seinen Autoren finden und lesen. ... Wenn das
nämlich sogar hinsichtlich von Frauen und weltlichen
Männern festgelegt ist, dann ist es umso mehr kirchlichen
Männern und Priestern zugestanden. Genau dies befiehlt
nämlich das Kirchenrecht und die Gesetze der Welt. In
ähnlicher Art weist die kanonische Autorität
Ankläger und Anklagen von Grund auf zurück, die die
weltlichen Gesetze verbieten.
Das Recht Synoden einzuberufen ist
ausschließlich dem apostolischen Stuhl vorbehalten, und wir
lesen von keiner Synode, die gültig gewesen wäre,
sofern sie nicht mit dessen Autorität einberufen ader
ausgestattet gewesen wäre. Dies bezeugt die kanonische
Autorität, die bekräftigt die Kirchengeschichte, dies
bestätigen die heiligen Väter,
Ihr 80 Bischöfe, die ihr mich gezwungen
habt, dieses Werk zu beginnen und zu vollenden, müsst auch
wissen, ebenso wie die übrigen Priester des Herrn, dass wir
mehr als die 20 Kapitel des Konzils von Nikäa gefunden haben,
die bei uns bekannt sind, und in den Dekreten des Papstes Julius ist
nachzulesen, dass es 70 Kapitel dieser Synode sein müssen.
Diesen Brief haben wir an seinem Ort unter die übrigen
Papstdekrete eingereiht, so dass es den Interessenten möglich
ist, dies zu erkennen.
Denn es ist ja an vielen Stellen zu finden, dass
es mehr als 20 Kapitel des Konzils von Nikäa gibt. So liest
man in Konzil von Konstantinopel: "Es ist offenkundig, dass
für das, was in jeder Provinz geschieht, das Konzil eben
dieser Provinz zuständig ist."
Und im Brief des Papstes Innocenz an den Bischof
Victricius von Rouen liest man es so: "Wenn irgendwelche
Rechtsfälle oder Streitigkeiten unter Klerikern und Laien oder
unter Klerikern höheren sie auch niederen Standes aufgekommen
sind, so ist festgesetzt, dass entsprechend der Synode von
Nikäa der Prozess in einer Versammlung aller Bischöfe
dieser Provinz abzuschließen ist usw." ...
Auf Grund dieser und sehr vieler anderer Beispiele
ist es offenkundig, dass es mehr als 20 Kapitel des Konzils von
Nikäa gibt, und dass der genannte Brief von Papst Julius echt
ist. Uns haben aber einige aus dem Kreis unserer östlichen
Brüder bezeugt, dass sie ein Exemplar des Konzils von
Nikäa gesehen haben, dass dicker war als die vier Evangelien,
in dem Sitzungsprotokolle, Einführungen, und Urteile in
Streitfällen sowie die Unterschriften enthalten sind. Nach
dessen Beispiel, so haben sie bestätigt, wurde auch das Konzil
von Chalkedon zusammengestellt und weitere, die in Konstantinopel
stattgefunden haben ...
Es ist auch notwenig zu wissen, dass es vier
Hauptkonzilien gibt - wenn auch die anderen dadurch ihre
Gültigkeit nicht verlieren -, aus denen die Kirchen die
umfassendste Glaubenslehre halten sowohl über die
Göttlichkeit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes
als auch über die Inkarnation des genannten Sohnes unseres
Heilands.
Die erste davon ist die Synode von Nikäa
von 318 Bischöfen, in der die Lästerlichkeit des
arianischen Unglaubens verurteilt wurde. Weil dieser Arius die
Ungleichheit der Heiligen Dreifaltigkeit behauptete, hat dieselbe
heilige Synode durch das Glaubensbekenntnis Gott Sohn als wesengleich
mit Gott Vater definiert-
Die zweite Synode von 150 Vätern war
unter dem älteren Theodosius in Konstantinopel versammelt und
hat Macedonius verurteilt, der leugnete, dass der Heilige Geist Gott
sei. Sie hat gezeigt, dass dieser Paraklit dem Vater und dem Sohn
wesensgleich ist , und dem Glaubensbekenntnis die längere Form
gegeben, die alle Griechen und Lateiner in den Kirchen predigen.
Die dritte Synode ist die ephesinische von 200
Vätern und dem jüngeren Kaiser Theodosius, die
Nestorius, der zwi Personen in Christus behauptete, mit gerechtem
Anathem verdammte und zeigte, dass in zwei Naturen eine Person unseres
Herrn Jesus Christus bleibt.
Die vierte Synode ist die von Chalkedon von 630
Bischöfen unter Kaiser Markian, auf der Eutyches, Abt in
Konstantinopel, der eine Natur des Wortes Gottes und des Fleisches
verkündete, mit einstimmigem Urteil der Väter ebenso
verdammte wie den ehemaligen alexandrinischen Bischof Doscorus und
erneut Nestorius mit weiteren Häretikern. Diese Synode hat
Christus als Gott so von der Jungfrau geboren gepredigt, dass in einem
Wesen göttliche und menschliche Natur zu bekennen sind.
Dies sind, wie gesagt, die vier
hauptsächlichen und verehrungswürdigen Synoden, die
den katholischen Glauben umfassen. Doch soweit es weitere Konzilien
gibt, die heilige Väter voll des Geistes Gottes entschieden
haben, bleiben diese unter der Autorität dieser vier mit aller
Festigkeit in Kraft.
Zunächst ist wie gesagt die Ordnung der
Konzilsfeier eingefügt und danch die die Kanones der Apostel
der ersten Päpste, das heißt der Dekrete vom
heiligen Clemens bis zum heiligen Silvester und das Breviar der
verschiedenen Konzilien entsprechend ihrer Ordnung.
Ende des Vorworts.
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