Projekt Pseudoisidor

Pseudoisidor

Capitula Angilramni

Collectio Danieliana

Pseudoisidor Teil I

Pseudoisidor Teil II

Pseudoisidor Teil III

 Handschriftenklasse A

Inhaltsverzeichnis

Handschriftenklasse L


III.3. Handschriftenklasse K

Diese Handschriftenklasse, in der Literatur auch als Cluny-Version bezeichnet,[1] umfaßt 17 Handschriften:

15. Florenz, Bibl. Naz. Centrale, Panciatichi 135, s. XV[2]

In diesem von H. Mordek als Pseudoisidor-Handschrift identifizierten Codex finden sich die CA zwischen der römischen Synode Gregors II. von 721 (JE nach 2158) und den Briefen Isidors von Sevilla an Leudefredus von Cordoba (CPL 1223) und an den Bischof Massona (CPL 1209).

16. Grenoble, Bibl. municipale 473, s. XII[3]

Die Handschrift gehörte im 15. Jahrhundert zur Bibliothek der Grande-Chartreuse und ist vielleicht auch dort entstanden.[4] Die CA stehen vor dem Inhaltsverzeichnis zu Teil 3 der Falschen Dekretalen und hinter der römischen Synode von 721 (JE nach 2158). Sie bilden den Abschluß des eigentümlichen Konzilienteils dieser Handschrift.

17. Köln, Dombibl. 113, s. X/XI (vor 1021)[5]

Die Handschrift aus dem Besitz des Kölner Erzbischofs Heribert (999-1021) enthält lediglich den Schluß der Falschen Dekretalen, beginnend mit dem auf Damasus I. gefälschten Stück, Quod omnes heretici,[6] also mit dem ersten Stück, das in der Kurzversion Pseudoisidors nicht mehr enthalten ist. Die CA stehen im gleichen Kontext wie in Handschrift 15.

18. New Haven, Yale University, Beinecke Library 442, s. IX 3/4 (ca. 858-867)[7]

Die Handschrift stammt nach dem Urteil B. Bischoffs aus der südlichen Hälfte Frankreichs[8] und ist offenbar schon früh in den Besitz des Klosters Charroux gelangt.[9] Die weitere Geschichte des Codex ist nicht zu rekonstruieren. Er wurde 1970 von der Beinecke Library aus südfranzösischem Privatbesitz erworben. Die Handschrift ist das Urexemplar der Cluny-Version der Falschen Dekretalen.[10] Die CA stehen im gleichen Kontext wie in Handschrift 15.

19. Oxford, Bodleian Library Hatton 6, s. XIII[11]

Die Handschrift stammt nach Sch. Williams vermutlich aus Nordwestfrankreich. Die CA stehen im gleichen Kontext wie in Handschrift 15.

20. Oxford, Bodleian Library Holkham misc. 19, s. XII[12]

Die Handschrift stammt aus St. Zeno in Pistoia und enthält die Hispana mit einem vor allem aus Pseudoisidor (Cluny-Version) bezogenen Anhang, in dessen Rahmen auch die CA überliefert sind.

21. Paris, Bibl. de l'Arsenal 679, s. XIV[13]

Die Handschrift gehörte früher dem Kloster Saint-Martin-des-Champs in Paris. Ob sie dort auch geschrieben wurde, ist nicht bekannt. Die CA stehen im gleichen Kontext wie in Handschrift 15.

22. Paris, Bibl. nat. lat. 2449, s. IX Ende[14]

Die Handschrift stammt nach H. Mordek aus Lyon.[15] Die CA sind am Schluß einer pseudoisidorischen Exzerptreihe überliefert.[16] Es fehlen die Kapitel 51d, 2bis-7bis und 12bis-15bisa.

23. Paris, Bibl. nat. lat. 5141, s. XIV[17]

Die Handschrift läßt sich bis in die Bibliothek F. Pithous (+ 1621) zurückverfolgen, von wo aus sie in die Oratorianerbibliothek von Troyes und schließlich in die Bibliothèque Royale kam. Sch. Williams nimmt an, die Handschrift sei in Frankreich entstanden. Die CA stehen im gleichen Kontext wie in Handschrift 15.

24. Paris, Bibl. nat. lat. 15391, s. XV (vor 1496)[18]

Die vielleicht in Paris entstandene Handschrift enthält die CA im gleichen Kontext wie in Handschrift 15.

25. Paris Bibl. nat. lat. 16897, s. XIII[19]

Die Handschrift läßt sich bis in die Bibliothek des 1304 gegründeten und während der französischen Revolution aufgelösten College de Navarre zurückverfolgen. Über den Vorbesitzer ist nichts bekannt, auch nicht, wann die Handschrift vom College de Navarre erworben wurde. Die CA stehen im gleichen Kontext wie in Handschrift 15.

26. Paris, Bibl nat. nouv. acq. lat. 2253, s. X/XI (994-ca. 1011)[20]

Die Handschrift wurde nach H. Fuhrmann unter Abt Odilo (994-1048) von einem bis ca. 1011 nachweisbaren Mönch Bertramnus im Kloster Cluny geschrieben.[21] Die CA stehen im gleichen Kontext wie in Handschrift 15.

27. Pistoia, Archivio Capitolare del Duomo C. 101, s. XII[22]

Die Handschrift enthält innerhalb einer Reihe von patristischen Exzerpten die CA.

28. Toulouse, Bibl. municipale 1.9, s. XIII[23]

Die Handschrift stammt aus dem Dominikanerkloster von Toulouse und kam von dort in die Bibliothèque municipale. Wo der Codex entstanden ist, wissen wir nicht. Die CA stehen im gleichen Kontext wie in Handschrift 15.

29. Vatikanstadt, Bibl. Apostolica Vaticana, Vat. lat. 1344, s. XII[24]

Die Handschrift stammt vielleicht aus Frankreich. Die CA stehen zwischen der Synode Gregors II. von 721 (JE nach 2158) und dem gefälschten Brief Gregors I. JE +1306.

30. Vatikanstadt, Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat. Pal. lat. 587, s. XII[25]

Die Handschrift enthält ein Fragment des Dekrets Ivos von Chartres und im Anschluß daran die CA und einige weitere kanonistische Texte.

31. Vatikanstadt, Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat. Reg. lat. 978, s. XII[26]

Die Handschrift ist von J. H. Erickson als Pseudoisidor-Handschrift der Cluny-Version identifiziert worden. Die CA stehen im gleichen Kontext wie in Handschrift 15.

32. Venedig, Bibl. Naz. Marciana lat. IV.47, s. XV (vor 1478)[27]

Die Handschrift ist im Jahre 1478 dem 1784 aufgelösten Kloster San Giovanni Verdara in Padua von Petrus Montagnana[28] geschenkt, jedoch wohl schon einige Zeit vorher geschrieben worden. Die CA stehen im gleichen Kontext wie in Handschrift 14.

Charakteristisch für die Textgestalt von K sind folgende Varianten:

Z. @@@: Ex] Incipiunt capitula quae ex; Z. @@@: haec capitula] fehlt; Z. @@@: iudicandus] iudicandi; Z. @@@: diffinierunt] finierunt; Z. @@@: damnetur] condemnetur; Z. @@@: defensare] defendere (Handschrift 18: defensare, am Rande vel defendere); Z. @@@: procuratores] ploratores (Handschrift 29: exploratores); Z. @@@: sed per] sed; Z. @@@: qui] qui vel; Z. @@@: valeant] valet et; Z. @@@: non diaconus] diaconus non.

Keine der erhaltenen Handschriften enthält eine Kapitelzählung. In ca. 75 (die Zahl schwankt etwas) Kapitel sind folgende Handschriften eingeteilt: 16, 18, 19, 21, 22, 25, 28, 30. Die übrigen Handschriften enthalten auch keine Kapiteleinteilung.

Mit vier Ausnahmen (20, 22, 27, 30) handelt es sich bei allen Handschriften um Codices der Cluny-Version der Falschen Dekretalen. Wie an anderer Stelle gezeigt worden ist,[29] ist Handschrift 18 das Urexemplar der Cluny-Version. Da ausweislich ihrer Textgestalt auch 20, 22, 27 und 30 von 18 abhängen, kommt nur Handschrift 18 für die Edition in Betracht.


[1] Nach der in Cluny entstandenen Handschrift 26, vgl. zuerst Fuhrmann, Pseudoisidor im Kloster Cluny, S. 17 ff. Die Sigle ist von der gelegentlich benutzten Schreibweise Kluny abgeleitet, da bei der Sigle C Verwechslungsgefahr mit der (Hinschius-)Klasse C der Falschen Dekretalen bestanden hätte. Zur Analyse vgl. Schon, Redaktion, S. 500 ff.

[2] Vgl. Mordek, Kirchenrecht und Reform, S. 474.

[3] Vgl. Williams, Codices, S. 23 f.

[4] So Fournier, Une forme particulière des Fausses Décrétales d'après un manuscrit de la Grande-Chartreuse, Bibl. de l'Ecole des Chartes 49, 1888, S. 325 ff.

[5] Vgl. Williams, Codices, S. 25 f. Eine ausgezeichnete photographische Widergabe der Handschrift findet sich unter http://www.ceec.uni-koeln.de/projekte/CEEC/manuscripts/fit/kn28%2d0113/kn28%2d0113%5f001%2ejpg.

[6] Ed. Hinschius, S. 508 ff.

[7] Vgl. Williams, Codices, S. 149; Fuhrmann, Einfluß und Verbreitung 3, S. 1054 und die dort angeführten Stellen; Erickson, Pseudo-Isidore, S. 116 f.; Kerner u. a., Textidentifikation, S. 36 ff.; Schon, Redaktion S. 501 ff. mit ausführlicher Beschreibung; s. auch http://webtext.library.yale.edu/beinflat/pre1600.MS442.htm.

[8] Briefliche Auskunft vom 29.10.1976.

[9] Vgl. McCurry, BMCL 2, 1972, S. 61 ff.

[10] So auch Erickson, Pseudo-Isidore, S. 116. Vgl. im einzelnen Schon, Redaktion, S. 500 ff.

[11] Vgl. Williams, Codices, S. 38 f.

[12] Vgl. Mordek, Kirchenrecht und Reform, S. 476, Anm. 20 und Reynolds (wie Anm. 40) S. 288 f.

[13] Vgl. Williams, Codices, S. 39 f.

[14] Vgl. ebd., S. 90, wo s. X datiert wird. Vgl. dagegen Mordek, Kirchenrecht und Reform, S. 175, Anm. 368.

[15]  H. Mordek, Bibliotheca capitularium regum Francorum manuscripta. Überlieferung und Traditionszusammenhänge der fränkischen Herrschererlasse, 1995 (MGH Hilfsmittel 15), S. 1013.

[16] Zu dieser Exzerptreihe vgl. Schmitz, Das Konzil von Trosly (909) (Studien zur Reimser Kirchen- und kirchlich en Rechtsgeschichte) Tübingen ms. Diss. 1976, S. 390 ff.

[17] Vgl. Williams, Codices, S. 44.

[18] Vgl. ebd., S. 47.

[19] Vgl. ebd., S. 47 f.

[20] Vgl. ebd., S. 48 f. und Fuhrmann, Einfluß und Verbreitung 3, S. 760 ff. mit einer Abbildung nach S. 760.

[21] Vgl. ebd., S. 766 f.

[22] Vgl. L. Chiappelli, I manoscritti giuridici di Pistoia, Archivio Giuridico 34, 1885, S. 220 ff.

[23] Vgl. Williams. Codices, S. 59 f.

[24] Vgl. ebd., S. 66 f.

[25] Den Hinweis auf diese Handschrift verdanke ich H. Kleines (Aachen).

[26] Vgl. Erickson, Pseudo-Isidore, S. 115 ff.

[27] Vgl. Williams, Codices, S. 71 f. und Fuhrmann, Einfluß und Verbreitung 3, S. 763 ff.

[28] Zu Petrus Montagnana vgl. Fuhrmann, Einfluß und Verbreitung 3, S. 764, Anm. 30.

[29] Vgl. Schon, Redaktion, S. 500 ff.

© 2005 Karl-Georg Schon
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Zuletzt geändert am 6.7.2005

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