IV.3. Die CA in den Kanonessammlungen von der
Mitte des
9. bis zum Anfang
des 11. Jahrhunderts
Nur zwei Sammlungen
in der Zeit
zwischen
dem Auftauchen der Falschen Dekretalen (ca. 850) und dem Dekret
Burchards von
Worms (ca. 1008/12) hat P. Fournier als "collections majeures"
angesehen.
Alle anderen Sammlungen hätten nur lokale Bedeutung gehabt und
seien kaum
verbreitet gewesen.
Die
beiden bedeutenderen Sammlungen sind die vermutlich ca. 882-896 in
Oberitalien
entstandene Collectio Anselmo dedicata
und die etwa 906 in Trier verfaßten
Libri duo de
synodalibus causis et
ecclesiasticis disciplinis des Regino von
Prüm.
Keine dieser beiden Sammlungen zitiert die CA. Der Grund dafür
ist
hinsichtlich
der Collectio Anselmo dedicata sehr einfach: Der
Autor dieser
Sammlung
hat die CA vermutlich nicht gekannt, denn er zitiert die Falschen
Dekretalen
nach einer Handschrift der Hinschius-Klasse A2,
die die CA nicht überliefert. Auch Regino hat, falls ihm
überhaupt eine
vollständige Pseudoisidor-Handschrift zugänglich war,
vermutlich eine
Handschrift der Klasse A2 benutzt.
Dennoch kann man bei Regino eine Kenntnis der CA nicht ganz
ausschließen. In
der nach dem Urteil H. Wasserschlebens besten Handschrift des
Sendhandbuchs
(Trier, Stadtbibliothek 927) sind die CA ebenso überliefert
wie in
der Wasserschleben
noch
unbekannten Handschrift Luxemburg,
Bibl. nat. 29, die eng mit dem Trierer Codex zusammenhängt.
Jedenfalls hat Regino die CA im Sendhandbuch nicht herangezogen,
vielleicht
deswegen nicht, weil sich das in den CA vorgesehene Verfahren von dem
beim Send
üblichen stark unterscheidet und daher die CA für
Regino
nicht brauchbar waren.
Falls nicht Regino selbst noch für die Aufnahme der CA in den
Umkreis des
Sendhandbuchs gesorgt hat, hat ein von Trier sicher nicht weit
entfernter
Benutzer des Handbuchs
die CA in seiner Handschrift nachgetragen.
Reginos Sammlung ist
ein
besonders stark
auf die kirchliche Alltagspraxis ausgerichtetes Werk. Es kann daher
nicht
verwundern, daß gerade diese Sammlung immer wieder
überarbeitet und ergänzt
wurde.
In einer dieser Ergänzungen zum Sendhandbuch, der sogenannten
Appendix III,33-36,
finden sich vier Texte aus den CA: (App. III,33=CA 5bis;
App. III,34=CA
8bis; App. III,35 = CA 16bis;
App. III,36 = CA 18bis).
Ihre Textgestalt liefert keine Anhaltspunkte für die Rezension
der
CA, die dem
Autor vorgelegen hat. Alle vier sind mit Ex concilio
Carthaginensi falsch
inskribiert. Die gleiche Inskription findet sich auch bei den sieben
vorangehenden Kapiteln. Es liegt bei der sonstigen Arbeitsweise
des Appendix-Autors nahe, daß c. 26-36 aus einer Quelle
stammen.
Diese
erschlossene Quelle hätte neben den CA mindestens noch Texte
Ps.-Felix' II.
sowie
Kanones der
karthagischen Konzilien der Hispana enthalten. Da
die
Konzilstexte
stärker zur unverfälschten Hispana Gallica tendieren
als zur
HGA oder zu
Pseudoisidor, ist es fraglich, ob der Autor eine
Pseudoisidor-Handschrift
herangezogen hat.
Unter
den etwas weiter verbreiteten Sammlungen des 9.
und 10. Jahrhunderts enthält lediglich die Sammlung in 98
Kapiteln
Texte aus
den CA: c. 74 und 75 dieser Sammlung entsprechen CA 12 bzw. 19. Da die
Sammlung
in 98 Kapiteln zum überwiegenden Teil aus Regino kompiliert
ist,
liegt die
Vermutung nahe, daß auch die CA-Kapitel aus einer
Regino-Handschrift vom Typ
der Codices von Trier und Luxemburg stammen.
©
2005 Karl-Georg
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Zuletzt
geändert am
6.7.2005
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