Projekt Pseudoisidor

Pseudoisidor

Capitula Angilramni

Collectio Danieliana

Pseudoisidor Teil I

Pseudoisidor Teil II

Pseudoisidor Teil III

Summa decretorum Haimonis

 

Editionsgeschichte

IV.21. Die Concordia discordantium canonum Gratians

Die Forschung zum Dekret Gratians[1] ist im letzten Vierteljahrhundert auf eine neue Grundlage gestellt worden. Das wichtigste Ergebnis der neueren Forschung ist die Erkenntnis, dass das Dekret in wenigstens zwei aufeinander folgenden Rezensionen entstanden ist.[2] Allerdings sind die Frühformen des Dekrets kaum zu historischer Wirksamkeit gelangt, so dass wir uns im folgenden mit der Vulgatform des Dekrets beschäftigen werden. Mit 28 letztlich aus den CA stammenden Texten hat Gratian einem relativ großen Teil der CA zu weiterer kirchenrechtlicher Wirksamkeit verholfen. Im einzelnen handelt es sich um folgende Kapitel:

Gratian

CA

Vermittelnde Sammlung[3]

D. X, c. 4

37a

Slg. in 3 Büchern 1,8,5

C. II, q. 1, c. 2

1bis

Anselm 3,89

C. II, q. 3, c. 1

22

Polycarp 5,1,32[4]

C. II, q. 3, c. 3

48

Anselm 3,89

C. II, q. 3, c. 4

5bis[5]

 

C. II, q. 7, c. 50

21

Slg. in 3 Büchern, 2,32,103

C. II, q. 7, c. 53

29

Anselm 3,89

C. III, q. 5, c. 7

9b

Slg. in 3 Büchern 2,32,89

C. III, q. 6, c. 16

3x-y, 8a-9a

Slg. in 3 Büchern 2,32,82, 87f.

C. III, q. 6, c. 17

7

Slg. in 3 Büchern 2,32,86

C. III, q. 6, c. 18

47

Anselm 3,89

C. III, q. 7, c. 1

3s

Slg. in 3 Büchern 2,32,82

C. III, q. 11, c. 3

31

Anselm 3,89

C. IV, q. 6, c. 4

3r

Slg. in 3 Büchern 2,32,81

C. V, q. 1, c. 1

45

Anselm 3,89[6]

C. V, q. 3, c. 1

3m-n

Slg. in 3 Büchern 2,32,80

C. V, q. 3, c. 2

36

Anselm 3,89

C. V, q. 4, c. 2 d. post

8a

Slg. in 3 Büchern 2,32,87

C. V, q. 6, c. 1

38

Anselm 3,89

C. V, q. 6, c. 5

44b

 

C. VI, q. 1, c. 2

18

Slg. in 3 Büchern 2,32,100

C. VI, q. 1, c. 6

11bisa, 13bis (Z. @@@.)

Anselm 3,89 oder Slg. in 3 Büchern 2,32,32, 36

C. XI, q. 1, c. 48

33

Anselm 3,89

C. XI, q. 1, c. 49

37b

Anselm 3,89

C. XV, q. 4, c. 3

7bis

Anselm 3,89 oder Slg. in 3 Büchern 2,32,28

C. XXV, q. 1, c. 11

20bis

Slg. in 3 Büchern 1,16,2

D. I de poen., c. 22

46

 

Zwei Drittel dieser Texte (18 von 27) sind bereits in der ersten Rezension des Dekrets enthalten, nämlich C. II, q. 1, c. 2; C. II, q. 3, c. 1; C. II, q. 3, c. 3; C. II, q. 3, c. 4; C. II, q. 7, c. 50; C. II, q. 7, c. 53; C. III, q. 6, c. 16; C. III, q. 6, c. 17; C. III, q. 6, c. 18; C. III, q. 7, c. 1; C. III, q. 11, c. 3; C. V, q. 1, c. 1; C. V, q. 3, c. 1; C. V, q. 3, c. 2; C. V, q. 6, c. 1; C. XI, q. 1, c. 48; C. XI, q. 1, c. 49; C. XXV, q. 1, c. 11. Ihre Textgestalt hat sich beim Übergang von Rezension I zu Rezension II nicht wesentlich geändert.[7]

Der Schwerpunkt der CA-Benutzung bei Gratian liegt, wie aus der Tabelle hervorgeht, in den prozeßrechtlichen Causae 2-6, wo sich 22 der insgesamt 27 CA-Texte finden, also mehr als drei Viertel.


[1] Die Untersuchungen über Gratians Werk sind unübersehbar. Zusammenfassungen der älteren Forschung bieten unter dem Aspekt des Beitrags der einzelnen Nationen, Feine, Lindner, Metz, Ullmann und Bidagor in Studia Gratiana 2, 1954, S. 465 ff. Neuere Forschungsergebnisse hat Rambaud-Buhot in Le Bras u. a., L'âge classique, S. 47 ff. zusammengestellt, dabei auf Literaturangaben weitgehend verzichtet. Fuhrmann, Einfluß und Verbreitung 2, S. 563 ff. setzt sich mit der spezifischen Gratian-Forschung nur begrenzt auseinander, hat aber die wichtigste Literatur bis zum Anfang der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts zusammengestellt. Die Unzulänglichkeit der noch immer einzigen in Betracht kommenden Gratian-Ausgabe von Friedberg ist spätestens seit dem Aufsatz Kuttners, Apollinaris 21, 1948, S. 118 ff. zum Gemeinplatz geworden. Andererseits sind die Untersuchungen über die Überlieferung des Dekrets bisher nur wenig über Ansätze einer Bestandsaufnahme hinausgekommen, vgl. die Handschriftenverzeichnisse z.B. in Studia Gratiana 7. Insofern stellt sich das Problem einer geeigneten Textgrundlage beim Dekret Gratians noch schwieriger dar als bei den bisher behandelten Sammlungen. Einen Ansatz zu einer Gruppierung bietet Petersmann, Die kanonistische Überlieferung, S. 406 ff. Aus den von Petersmann konstituierten Gruppen wurde für diese Untersuchung je eine Handschrift ausgewählt: clm 18096 (Petersmann: Mü1 ) für die erste Gruppe; clm 14005 (Petersmann: Mü2) für die zweite Gruppe; Paris, Bibl. nat. lat. 3893 (Petersmann: P) für die dritte Gruppe.

[2] Eine übersichtliche und sehr lesbare Darstellung dieser Forschungsergebnisse bei A. Winroth, The Making of Gratian's Decretum, 2000. Den neuesten Stand der Forschung hat Winroth auf dem 12. Kongress für mittelalterliches Kirchenrecht 2004 dargestellt, vgl. A. Winroth, Recent work on the making of Gratian’s Decretum, http://pantheon.yale.edu/~haw6/Recent work.pdf.

[3]  Vgl. Landau, Gratians unmittelbare Quellen, S. 179ff., dem hier (so weit nicht anders vermerkt) gefolgt wird.

[4] In ed. Friedberg, Sp. 451 und bei Fuhrmann, Einfluß und Verbreitung 3, S. 926 (Nr. 308) Ps.-Gaius, ed. Schon, http://www.pseudoisidor.de/html/058_gaius_directas_ad_nos.htm (vg. ed. Hinschius, S. 214 Z. 32-215 Z. 1) zugeschrieben. Dementsprechend hat Landau, Gratians unmittelbare Quellen, S. 181 den Text auf Anselm 3,45 zurückgeführt. In der hier herangezogenen handschriftlichen Überlieferung wird der Text jedoch wie im Polycarp Papst Gelasius zugeschrieben.

[5] Bei Fuhrmann, Einfluß und Verbreitung 3, S. 972 (Nr. 395) und bei Landau, Gratians unmittelbare Quellen, S. 181 nachzutragen.

[6] C. V, q. 1, c.3 ist bei Landau, Gratians unmittelbare Quellen, S. 185 zu Unrecht unter die pseudoisidorischen Texte aufgenommen. Ausweislich von Inskription und Textgestalt stammt der Text nicht aus CA 6bis, sndern aus dessen Quelle, c. 52 des Konzils von Elvira. Mangels signifikanter Varianten lässt sich nicht feststellen, ob der Text möglicherweise aus der pseudoisidorischen Tradition des Konzils von Elvira (ed. Schon, http://www.pseudoisidor.de/html/099_concilium_eliberritanum.htm; vgl. ed. Hinschius, S.342a) stammt, die mit der unverfälschten Hispana für dieses Kapitel übereinstimmt.

[7]  Vgl. Winroth, The Making of Gratian's Decretum, S. 197ff.



© 2005 Karl-Georg Schon
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Zuletzt geändert am 6.7.2005

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